Das Schweizer Dorf Vischnanca liegt idyllisch an einem Alpenhang. Die deutsche Familie Blom ist gerade hierhin gezogen, schon jetzt liebt Fabio Blom ihr neues Leben.
Er will beruflich kürzer treten, während seine Frau Katja ihre Karriere pusht. Auch die Kinder Jasper und Johanna scheinen die Großstadt nicht zu vermissen.
Aber die Schönheit der Natur täuscht über Gefahren hinweg. Alle im Dorf wissen es, niemand hat es den Bloms gesagt: der Berg über ihnen droht abzurutschen. Zum Schutz der Bewohner wird er von Spezialisten permanent überwacht.
Erst als ein herabstürzender Felsblock Johanna und Jasper beinahe erschlägt, begreifen die Bloms, was die Risse in den Häusern bedeuten. Beunruhigt beschließen sie dennoch zu bleiben.
Bis sich die Anzeichen für einen Bergsturz mehren. Die Dorfgemeinschaft steht vor einer schweren Entscheidung: die Heimat aufgeben, oder mit der Angst im Nacken bleiben?
Mit dem Berg gerät auch die Gemeinschaft ins Rutschen
Petra Hucke ließ sich für ihren Roman von wahren Ereignissen inspirieren, wie dem Bergsturz von Bondo aus dem Jahr 2017 oder der Bedrohung des Dorfes Brienz in Graubünden. Letzteres musste 2023 für sieben Wochen evakuiert werden, bis der erwartete Bergsturz das Dorf nur knapp verschonte.
Kurzweilig illustriert der Roman die Auswirkungen des Klimawandels in den Bergen, die Dorfgemeinschaft spiegelt wie ein Mikrokosmos die unterschiedlichsten Interessen. Da gibt es Glückspilze wie den gut situierten Fabio Blom, dessen größtes Problem darin besteht, den gerade angelegten Garten und neue Bekanntschaften wieder aufgeben zu müssen.
Andere wie die Bio-Bäuerin Ria haben existenzielle Probleme. Ihr Hof wurde über viele Generationen vererbt und zuletzt modernisiert, aufgeben kommt für sie nicht in Frage. Doch ihr Mann sieht die Dinge anders, was der bereits angeknacksten Ehe den Todesstoß versetzt.
Derweil beäugen die strenggläubigen Mosers argwöhnisch die Freundschaft ihrer Tochter Minna mit Johanna. Die postet auf Social Media Interviews mit Minna vor dem rutschenden Berg.
»Vom Gehen und Bleiben« ist eine facettenreiche Geschichte über neue Anfänge und Erwachsenwerden, zerbrechende Beziehungen, Klimawandel und die Gefahren der Natur, die mit stimmigen Figuren und einem feinen Spannungsbogen glänzend unterhält. Ein aktueller Heimatroman im besten Sinne, fernab von Alpenkitsch.
Die Schauplätze des Romans, das Dorf Vischnanca und die nahe gelegene Stadt Martgea, sind fiktiv. Beide Namen sind dem rätoromanischen Graubündner Dialekt Surmiran entlehnt (Vischnanca = Dorf, Martgea = Stadt).