Georg ist ein etablierter Musikkritiker, eine Institution im Wiener Kulturbetrieb. Seit Jahrzehnten schreibt er für eine große Tageszeitung, jovial weist er eine junge Kollegin in die Geheimnisse seines Metiers ein.
Georg glaubt unverzichtbar zu sein, für die Leser – und ganz besonders für seinen Arbeitgeber. Doch sein Verlag muss sparen und das Blatt wendet sich zu Georgs Nachteil. Chefredakteuer Waller kündigt Georg ohne mit der Wimper zu zucken.
Unerwartet und mit Krawumm bricht Georgs heile Welt zusammen, gedemütigt verlässt er seinen Arbeitsplatz. Vor der Chefsekretärin tarnt er seinen Rausschmiss als freiwillige Kündigung und gibt vor, sich einem geplanten Buchprojekt widmen zu wollen.
Daheim bringt er es nicht fertig seine jüngere Frau einzuweihen. Die 43-jährige Johanna ist mit sich selbst beschäftigt, ihre Gedanken kreisen um ihren Eisprung und die wirklich allerletzte Chance, noch ein Kind zu kriegen.
Georg ist aus der Bahn geworfen. Innerlich schäumt er vor Wut über den feigen Ex-Chef Waller und die Undankbarkeit des Verlages. Tagsüber streift er ziellos durch Wien und beginnt Waller mit kleinen Sachbeschädigungen zu piesacken.
Im Prater lernt Georg den Schausteller Erich kennen, ein Mann schlichten Gemüts, der ebenfalls zu unrecht entlassen wird. Der feingeistige Georg und der zupackende Erich freunden sich an. Erich hilft Georg bei seinem Rachefeldzug, bald muss Wallers geleckter Porsche dran glauben.
Als Erich im Prater die marode Achterbahn »Wilde Maus« kauft, beteiligt sich Georg mit seinen Ersparnissen am Geschäft. Gemeinsam bringen die Männer das Fahrgeschäft auf Vordermann, unterstützt von Erichs rumänischer Freundin Nicoletta.
Doch die glücklichen Zeiten währen nur kurz. Waller heftet sich Georgs Fersen und will es seinem Stalker mit gleicher Münze heimzuzahlen. Georg und Waller liefern sich einen Krieg bis aufs Messer, der auch ihre arglosen Ehepartner mit einbezieht …
Wien zwischen Nostalgie und täglichen Wahnsinn
»Wilde Maus« ist eine rabenschwarze Komödie, die einen Mann zeigt, der aus dem Arbeitsleben aussortiert wird und zu einem beleidigten Rächer wird. Aus Georgs feingeistiger Ironie wird beißender Zynismus, aus seinem aufbrausenden Temperament wird heiß glühende Wut.
Georg Hader versteht es wie kaum ein anderer menschliche Schwächen zu sezieren und dem Zuschauer einen ebenso komischen wie unbarmherzigen Spiegel vorzuhalten.
In seiner ersten Regiearbeit setzt er auf ein bewährtes Team und herausragende Schauspielkollegen. Er selbst spielt den verbitterten Kritiker Georg, Pia Hierzegger seine von Torschlusspanik getriebene Ehefrau Johanna. Jörg Hartmann gibt den großmäuligen Chef Waller und Nora von Waldstätten die ehrgeizige junge Kollegin.
Die Dialoge sind bissig und pointiert, die Situationskomik ist schräg und nah dran an dem täglichen Wahnsinn des großstädtischen Lebens.
Das nostalgische Ambiente des Wiener Praters sorgt für eine warmherzige Prise Wiener Schmäh und bietet den Rahmen für die leiseren Szenen des Films.
Es sind Momentaufnahmen, in denen Georg glücklich erscheint. Seine lateinischen Sprachkenntnisse sind ihm erstmals im Leben nützlich, wenn er auf eine krude Art mit Nicoletta radebrechen kann. Ein Austausch, der Erich und seiner Freundin versagt bleibt. Die Liebenden können nur Taten sprechen lassen und landen in Sackgassen, wenn Worte hilfreich wären.
Eine intelligente und unterhaltsame Komödie über ein Paar in der Midlife-Crisis, den Mangel an Kommunikation und die Zumutungen des stinknormalen Alltags.