Die Bürgermeisterin

In Deutschland werden immer mehr Bürgermeister angefeindet, belästigt oder massiv bedroht. Viele von ihnen arbeiten ehrenamtlich, werden zur Zielscheibe von rechter Hetze. Der aufrüttelnde Fernsehfilm und die anschließende Dokumentation zeigen, was Hassverbrechen bedeuten, für die Kommunalpolitiker*innen selbst, für ihre Familien und ihr Umfeld. Und nicht zuletzt für die Demokratie.

Diese Ohnmacht und Angst wirken jahrelang, zermürben sogar gestandene, psychisch robuste, kluge Menschen, die am Ende sogar ihre Heimat verlieren, und das nur, weil sie das Selbstverständliche ausgesprochen haben. Walter Lübcke verlor sogar sein Leben.
MAGNUS VATTRODT - Drehbuch

Claudia Voss setzt sich als ehrenamtliche Bürgermeisterin für die Belange ihrer Mitbürger ein. Regelmäßig hält sie in Neustadt-Linden Sprechstunden ab, kümmert sich um demolierte Abfalleimer und verlotterte Grünflächen. Ihr Herzensprojekt aber ist das »Ärztehaus«, bald soll es im Ort wieder Arztpraxen geben.

Der Ortsbeirat diskutiert über die geplante Flüchtlingsunterkunft / © ZDF und Martin Valentin Menke

Im Hauptberuf arbeitet Claudia im der familieneigenen  Schreinerei. Viel Zeit für die Familie bleibt ihr nicht, was ihr Mann Peter und Teenager-Tochter Leonie gelassen hinnehmen. Das ändert sich, als der Landkreis in Neustadt-Linden eine Unterkunft für Geflüchtete einrichten will.

An welche Form von Gemeinschaft glaubt man? Für Claudia ist das kein Job, sondern eine Notwendigkeit. Es geht ihr nicht um Karriere, Macht und Aufstieg, sondern um Mitgestaltung und Verantwortung.
ANNA SCHUDT (Claudia Voss)
Veith Landauer hetzt gegen die Bürgermeisterin / © ZDF und Martin Rottenkolber

Claudia muss den Beschluss umsetzen und wird dafür von der rechten Szene angefeindet, Stadtrat Landauer macht die Bürgermeisterin zur Zielscheibe rechten Hasses. Was mit Schmierereien und einen Shitstorm beginnt, wächst sich zu tagtäglichen Terror aus.

... Menschen ... werden öffentlich angegriffen und mit Hass und Drohungen überzogen, oft zunächst im Netz, aber durchaus auch in der realen Welt, und zwar mitsamt ihren Familien, ihrem gesamten Lebensumfeld.
MAGNUS VATTRODT - Drehbuch

Claudia, Peter und Leonie erhalten Polizeischutz, müssen ihr Leben einschränken, auf Gewohnheiten verzichten. Fahrradfahren ist zu gefährlich, eine Party zu Leonies Geburtstag fällt aus. Und die Schreinerei verliert massiv Kunden, die wirtschaftliche Existenz steht auf dem Spiel.

Das LKA informiert Claudia und Peter über die Bedrohung / © ZDF und Martin Valentin Menke

Daheim gibt es nun ständig Zoff, Freunde gehen auf Distanz. Als Landauer mit einem Fackelmarsch vor das Haus der Familie ziehen will, muss Claudia eine Entscheidung treffen …

Die Angst vor Übergriffen und vor einem Leben unter Polizeischutz arbeitet sich in den Freundes- und Bekanntenkreis, lähmt die Mitstreiter*innen und isoliert so die Opfer zunehmend.
CAROLINE VON SENDEN & SOLVEIG CORNELISEN - Redaktion ZDF

Der herausragende Fernsehfilm überzeugt durch seine feine Figurenzeichnung und jeglichen Verzicht auf reißerische Momente. Die Realität ist erschreckend genug, was die zugehörige Dokumentation »Engagiert und attackiert« eindringlich verdeutlicht. Spätestens seit dem Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke ist klar, dass aus Hassverbrechen im Netz brutaler Ernst werden kann.

Anna Schudt glänzt in der Rolle der Bürgermeisterin Claudia Voss, Magnus Vattrodt (Unterleuten, Die Wannseekonferenz) schrieb das Drehbuch. Die Dreharbeiten fanden in der Umgebung von Köln statt, Drehort für die Außenaufnahmen im fiktiven Neustadt-Linden war die Stadt Bedburg.


Sendetermine ZDF

Film: Die Bürgermeisterin
Montag, 24. Oktober 2022, 20.15 Uhr
online bis 22.10.2023 in der ZDF Mediathek

Dokumentation: Engagiert und attackiert
Montag, 24. Oktober 2022, 21.40 Uhr
online bis 17.10.2024 in der ZDF Mediathek