Ein guter Mensch

Im September läuft die türkische Ausnahme-Serie »Ein guter Mensch« erstmals im Free-TV. Im Mittelpunkt steht der ehemalige Justizbeamte Agâh, der nach einem tragischen Zwischenfall die Diagnose Alzheimer erhält. Agâh hat nichts mehr zu verlieren und nimmt Rache für ein ungesühntes Verbrechen …

Der 65-jährige Rentner Agâh Beyoglu lebt in Istanbul, die Wohnung teilt er mit seinem innig geliebten Kater. Eines Tages liegt das Tier tot unter dem Sofa. Verdurstet, weil Agâh ihn schlichtweg vergessen hat. Agâh ist an Alzheimer erkrankt.

Sein Arzt empfiehlt ihm, lang Aufgeschobenes bald in die Tat umzusetzen – bevor er vergisst, was ihm wichtig war. Zunächst ein Schock, doch dann sieht Agâh darin eine Chance: ohne Erinnerung gibt es auch keine Reue. Er wird die Zeit nutzen, um ein abscheuliches Verbrechen zu rächen.

Die Beteiligten waren einst Agâhs Weggefährten, jetzt räumt der Rentner einen nach dem anderen aus dem Weg. Bei jeder Leiche lässt er einen Hinweis zurück, gerichtet an die Polizistin Nevra.

Nevra will die Polizei verlassen / © SWR

Die junge Frau will den Job bei der Istanbuler Mordkommission gerade hinwerfen, den Sexismus ihrer geifernden Kollegen hat sie gründlich satt. Doch dann führen die Spuren ausgerechnet nach Kambura, jenes Provinzkaff, in dem Nevras verbitterte Mutter lebt …

In den ersten beiden Folgen braucht man etwas Geduld, um sich auf die breit ausgelegten Handlungsfäden einzulassen. Doch dann nimmt die Geschichte rasch Fahrt auf. Drehbuchautor Hakan Günday entzündet ein Feuerwerk aberwitziger Ideen und schwarzen Humors, und geizt nicht mit Kritik am türkischen Regime.

Der Mörder erscheint im Katzenkostüm / © SWR

Im Zentrum stehen – neben Repression und Korruption – vor allem die allgegenwärtige Gewalt gegen Frauen: sexistische Sprüche und Übergriffe, bis hin zu Kinderehen, Vergewaltigung und Zwangsprostitution.

Haluk Bilginer (Winterschlaf, New Blood) spielt den Gerichtsschreiber Agâh in einer umwerfenden Mischung aus betulichem Starrsinn und charmanter Höflichkeit, für seine Leistung wurde mit dem Emmy als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Cansu Dere glänzt als Polizistin Nevra, die ein verschüttetes Trauma mit starken Willen pariert.

Drehorte der Serie waren Originalschauplätze in Istanbul. Der in die Jahre gekommene Jugendstil-Prachtbau, im dem Agâh lebt, befindet sich in der Jurnal Sokak im Istanbuls Bezirk Beyoğlu. Nicht ohne Grund trägt Agâh den Namen dieses westlich geprägten Viertels, das heute sowohl Zentrum des Nachtlebens ist, als auch Brennpunkt gesellschaftlicher Konflikte.

Weitere Drehorte waren der Tannenhügel Camlica, der Beykoz Park und das Sea Life Aquarium als Schauplatz des spektakulären Finales. Die Kleinstadt Kambura ist fiktiv, die dortigen Szenen wurden in der im Uluabat-See gelegenen Stadt Gölyazı gedreht.

Ein guter Mensch

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