Greer Kadetsky ist neu auf dem College. Sie kämpft gegen ihre Schüchternheit, die Sehnsucht nach ihrem Freund Cory und gegen einen ätzenden Studenten, der Frauen begraptscht.
Bald findet sie auf dem Campus eine gute Freundin, die kämpferische Zee, Tochter aus gutem Haus und politisch interessiert. Gemeinsam besuchen sie einen Vortrag von Faith Frank, der charismatischen Rednerin und Ikone der Frauenbewegung.
Als Greer auf dem Damenklo beinahe über Faith Frank stolpert, fasst sie sich ein Herz und spricht die Dreiundsechzigjährige an. Faith hat nichts von ihrer Ausstrahlung eingebüßt, sie ist noch immer so schlagfertig und gelassen wie Greer es gerne wäre. Und sie trägt noch immer ihre Markenzeichen: eine wilde Lockenmähne und sexy Wildlederstiefel.
Jahre später träumt Greer davon, gemeinsam mit ihrem Freund Cory in New York zu leben. Aber Cory verschlägt es nach Manila und Greer trudelt orientierungslos durch ihr Leben. Da erhält sie eine einmalige Chance, die sie mit beiden Händen ergreift: ein Vorstellungsgespräch bei »Bloomer«, der Zeitung von Faith Frank …
Faith Frank schreibt Geschichte
Mit »Die Interessanten« schrieb sich Meg Wolitzer in die Herzen ihrer Leser. Jetzt hat sie erneut einen glänzenden Gesellschaftsroman geschrieben, der vom Feminismus auf Wolitzers unnachahmliche Weise erzählt: empathisch, witzig und hautnah dran.
An Hand der Lebenswege von Greer, Faith und Zee schlägt Wolitzer den großen Bogen der Frauenbewegung über ein halbes Jahrhundert. In den 60er-Jahren arbeitet Faith Frank mit hochtoupierten Lockenschopf als Kellnerin in Las Vegas, begleitet eine Freundin zu einer illegalen Abtreibung und gründet einige Jahre später das feministische Magazin »Bloomer«.
Als Greer dazustößt, ist die Zeitung am Ende. Zu altbacken, zu weich, zu ausgelutscht. En vogue sind feministische Blogs wie »Fem Fatale«, die radikal Stellung beziehen: gegen Rassismus, Sexismus und Homophobie. Doch Faith hat einflussreiche und vermögende Freunde und so wird Greer Teil eines neuen feministischen Projektes.
Ein großartige Chance, die auch Zee gern ergriffen hätte, aber die College-Freundin wird von Greer bitter verraten. Und auch Cory, Greers aufstrebender Freund, erfährt einen elementaren Bruch in seinem Leben, einen Moment, in dem das sicher Geglaubte wie Staub zerfällt.
Das ist das tolle an Wolitzers Büchern, ihre Figuren sind fein gezeichnet, sie sind sympathisch, aber voller Macken und Fehler. Sie können großzügig und selbstgerecht, mitfühlend und verletzend, begeistert und apathisch sein. Kurz: sie handeln menschlich.
Und so darf sich auch eine alte Freundin Faith’s, die in den 60ern fast an einer Abtreibung verblutet wäre, später zur glühenden Abtreibungsgegnerin wandeln.
Ein wunderbarer Roman, eine gelungene feministische Bestandsaufnahme. Unverkrampft erzählt das Buch vom bisher Erreichten und zeigt, dass der Weg noch nicht zu Ende ist. Mittel und auch Ziele mögen sich ändern, aber die Notwendigkeit, sich für Frauen einzusetzen, bleibt.